Lydith 30, genauer gesagt Meyer-Optik-GörlitzLydith 30mm/f3.5, ist ein recht spezielles Objektiv. Wenn man aus der östlichsten Ecke Deutschland kommt, dann beschäftigt man sich automatisch auch mit der fotografischen Geschichte und den östlichen Objektiven.
Aus dem Hause Meyer-Optik gab es etliche Objektive in unterschiedlichen Brennweiten und Ausführungen. Noch heute kann man diese alten Schätzchen in ziemlich guten Zustand kaufen. Vor ein paar Jahren wurde diese Marke wiederbelebt und es gibt einige der Objektive in der zweiten verbesserten Generation.
Ich möchte hier nicht viel über die Firmengeschichte schreiben, weil der Beitrag viel zu lang geworden wäre. Ich möchte von ein paar Experimenten mit diesem Objektiv berichten.
Vor fast 3 Jahren (im Juni 2018) gab es auf der Festung Ehrenbreitstein ein recht exklusiven Workshop mit der dem Hersteller dieser Objektive (damals Net SE). Das hieß, den ganzen Tag mit alten Schätzchen auf der Festung fotografieren, sich an diese speziellen Optiken zu gewöhnen und am Nachmittag stand uns ein professionelles Modell zur Verfügung. Das Wetter passte fast (es war leider recht diesig), der Teilnehmerkreis war sehr klein und fein, was wollte man mehr?
Neben ein bisschen Geschichte und Tipps zum Umgang mit den doch sehr speziellen Objektiven, hatten wir genug Zeit, um selbst auf den Jagt nach Motiven zu gehen. Und die Auswahl an Testobjektiven war nicht gerade klein. Das Trioplan 100 habe ich selbst und kenne – das kam deswegen nicht in die engere Wahl. Die “Normalbrennweite” mit 50mm ist einfach nichts für mich. Vielleicht werde ich mich irgendwann noch damit anfreunden, oder auch nicht…
Im Objektivkoffer gab es aber noch das Lydith 30⁄3.5, also ein leichtes Weitwinkelobjektiv. Ich habe mich der Herausforderung gestellt, mit diesem Objektiv unterwegs zu sein. Meine Kamera, eine Nikon D700 ist eine Vollformatkamera, also hatte ich echte 30mm. Man muss aber auch wissen, dass auf der Festung Ehrenbreitstein 30mm (KB) immer noch zu viel sind.

Gesagt, getan, das Objektiv kam auf meine Kamera und sah… sehr mickrig aus. Mit einem Nikon oder M42-Anschluss ist das Objektiv wirklich winzig und wirkt auf einer wuchtigen Spiegelreflexkamera ein wenig verloren.

Unser Workshopleiter hat mich darauf hingewiesen, dass das Objektiv erst am Abend zuvor zusammengebaut wurde und eigentlich nur aus Ersatzteilen besteht und ich nicht zu viel von diesem Stück erwarten darf. Was soll ich sagen… Es klapperte alles, die Ringe waren alle recht lose. Trotzdem wagte ich das Experiment, mit dem „angeschlagenen“ Objektiv ein wenig zu experimentieren.
Man muss wissen, dass es auf digitalen Spiegelreflexkameras es gar nicht so einfach ist, mit diesen alten Objektiven korrekt zu fokussieren. Die Entfernungsangaben auf dem Objektiv sind zwar eine Hilfe, sie garantieren jedoch keine guten Ergebnisse. Hier sind Systemkameras ohne Spiegel eindeutig im Vorteil. Da es beim Spiegelreflexkameras heute keine Mattscheiben mehr gibt, muss man sich anders helfen. Der Autofokus-Indikator ist eine sehr wertvolle Hilfe.
Man muss wissen, dass dieses spezielle Objektiv bei offener Blende sehr geringe Schärfentiefe hat, zu Randunschärfe und zur Randabschattung neigt. Gleichzeitig hat das Objektiv eine sehr geringe Naheinstellgrenze, sodass auch Detailaufnahmen kein Problem sind. Mein spezielles Modell war nicht kalibriert und hatte gewisses Eigenleben, was zu sehr interessanten Bokeh- und Unschärfeeffekten führte.
Die Schärfe in der Mitte ist jedoch sehr beeindruckend. Weiter abgeblendet, verbessert sich die Randschärfe merklich. Bei meinem speziellen Exemplar war es nicht möglich, trotz des Abblendens das Bild bis zum Rand scharf zu bekommen. In dem Fall war es auch nicht dramatisch – es war es Experiment und die Fotos sind eben ein bisschen anders.
30mm (Kleinbildformat) heisst, dass eine gewisse Verzeichnung da ist und mit stürzenden Linien zu rechnen ist. In der digitalen Welt lassen sich beiden Sachen zügig in Rahmen der Bildbearbeitung korrigieren. Die Frage ist immer, ob man Verzeichnungen 100% korrigieren muss oder eine gewisse Unperfektion zulässt.
Was muss man über dieses Objektiv noch wissen? Hat man die passende Kombination aus Motiv, Hintergrund, Entfernung, Blende und Perspektive, dann wirken die Fotos sehr plastisch, fast schon wie mit einem 3D-Effekt.
Fazit: Es ist ein interessantes altes (oder neues) Glas. Die neuen Modelle sind schärfer und besser, aber auch mit dem Original lassen sich interessante und gute Fotos machen, wenn man sich genug Zeit lässt und die Eingenarten des Objektivs kennt.
Hier noch ein paar Impressionen von diesem Tag:
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