Ich wollte schon immer Enten oder Nilgänse im Flug fotografieren. Nach ein paar Jahren ist es mir tatsächlich gelungen. Ich habe gute Fotos von Nilgänsen im Flug. Eigentlich bin ich froh, dass es keine Enten waren, weil ich an dem Tag kein gutes Foto nach Hause mitgebracht hätte.
Es gibt nie genug Brennweite
Genug Brennweite ist Pflicht, da weder Enten noch Nilgänse nur selten direkt vor der Kamera fliegen. Ich hatte nur das Immer-Drauf-Objektiv mit 28–300 mm Brennweite dabei. Hätte ich gewusst, was mir an dem Tag vor die Linse kommt, hätte ich ein anderes Objektiv eingepackt. Aber man weiß es nie, was kommt und ich wollte für den Spaziergang nicht die volle Ausrüstung tragen müssen. Ich stellte fest, dass die 300mm etwas wenig waren. Zum Glück bieten die meisten Vollformatkameras die Option, ein anderes Format wählen zu können und bei Nikon ist es u.a. DX. Mit einem Cropfaktor von 1,5 kam ich auf 450mm. Das ist schon mal was. Die Auflösung ist dann zwar geringer, aber dafür eben deutlich mehr Brennweite. Und 24 MP bei DX sind noch ziemlich in Ordnung. Der Vorteil dieser Lösung war auch, dass ein kleinerer Bildkreis des Objektivs genutzt wurde und so die optische Qualität hervorragend ist.


Geschwindigkeit der Kamera
Es ist schon essenziell, wie schnell die Kamera auf den Auslöser reagiert und wie schnell der Autofokus der Kamera ist, wenn man Tiere oder generell gesehen Bewegung fotografieren will. Das war in dem Fall kein Problem, da die Kamera an sich schnell genug ist. Da die Bewegungen unberechenbar sind, verliert man schon eine gewisse Zeit zwischen der wahrgenommenen Bewegung, dem Anlegen der Kamera ans Auge und dem Drücken des Auslösers. Hier wäre eine langsame Kamera sehr hinderlich. Aber eine schnelle Kamera ist nicht der einzige Punkt für ein gelungenes Foto.
Serienbild-Funktion
Ohne Serienbild-Funktion ist an ein gutes Foto eines Vogels im Flug nicht zu denken. Das sollte heute jedoch kein Problem sein, dass eine Kamera es kann. Es ist nur die Frage, ob es eine LowSpeed- oder HighSpeed-Serie ist. Bei mir ist die Serienfunktion standardmäßig eingestellt, da ich nie wirklich weiss, welches Motiv mir vor die Linse kommt.
Licht, Licht und noch mehr Licht
Für schnelle Bewegung sollte es entsprechend hell sein. Bei einer Brennweite von 450mm wird auch entsprechend viel Licht benötigt, wenn Fotos ohne Bildstabilisator gemacht werden sollen. Da sich die Vögel doch sehr schnell bewegen, sind Belichtungszeiten von 1⁄500 Sek. bis 1/1000 Sek. keine Seltenheit. Und auch bei solchen Belichtungszeiten sind die Spitzen der Flügel nicht ganz scharf. Natürlich kann man auch den ISO-Wert entsprechend hoch setzen, damit diese Belichtungszeiten erreicht werden können, aber hier ist mit starkem Rauschen zu rechnen.
Da es bei solchen Situationen immer schnell gehen muss und ich kaum Zeit für Einstellungen habe, fotografiere ich mit ISO-Auto. Hier wählt die Kamera allein die passende Einstellung. Um die Automatik ein wenig zu begrenzen, kann ich die maximale ISO-Zahl und die längste Belichtungszeit einstellen. So ist sichergestellt, dass das Rauschen nicht zu stark wird und dass mein Foto nicht verwackelt wird.


Geschlossene Blende
Für Porträts und damit auch Tierporträts ist offene Blende immer gut, damit der Hintergrund schön weich ist. Bei schnellen Bewegungen ist offene Blende eher hinderlich, da die Schärfentiefe sehr gering ist und man extrem gut fokussieren muss. Außerdem sollte das ganze Tier und nicht nur die Augen scharf sein. Also: bei Objekten im Flug Blende zu. In meinem Fall ist es immer zwischen 9 und 11. Hier liegt die Ursache der hohen Blende in der sehr hohen Auflösung meiner Kamera. Bei 46 MP sorgt die offene Blende für eine extrem kleine Schärfentiefe. So stark musste ich bei niedrigeren Auflösungen nie abblenden. Dafür sind es eben 46 MP, die ich oft gut brauchen kann.
Bei den großen Blenden spielt sofort der Faktor Licht wieder eine Rolle. Es muss recht hell sein, damit die große Blende und sehr kurze Belichtungszeiten verwenden kann.


Kontinuierlicher Autofokus
Der nächste Muss ist der kontinuierliche Autofokus, da sich die Tiere bewegen und die Schärfe muss immer auf die Tiere gestellt werden.
Objektiv mit einem schnellen Autofokus
Neben der Tatsache, dass der Autofokus der Kamera schnell sein muss, muss das Objektiv an sich auch schnell sein, um die Befehle der Kamera schnell genug verarbeiten und umsetzen zu können. Und hier kam meine Ausrüstung an ihre Grenzen. Das Immer-Drauf-Objektiv ist an sich ein ziemlich guter Begleiter für fast alle Situation, aber die schnellen Wendemanöver beim Flug und die Fluggeschwindigkeiten haben das Objektiv an die Grenze der Geschwindigkeit gebracht. Auch die Flügelbewegungen, wenn sich die Vögel putzen, sind recht schnell.
Es ist eben ein Allround-Objektiv und kein Sportobjektiv, welches sich in einer ganz anderen Preisklasse befinden würde. Trotzdem finde ich, dass sich das Objektiv doch noch recht gut geschlagen hat.
Geschwindigkeit der Speicherkarte
Da ich nur selten Sport oder extrem schnelle Bewegungen fotografiere, habe ich zwar zwei schnelle, aber keine extrem schnelle Speicherkarten in der Kamera drin. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich die XQD-Karte als die erste Speicherkarte einstellen können. Aber diese Zeit war nicht da und so musste meine SD-Karte die Bildserien aufnehmen. Und das kann schon mal ein paar Sekunden oder ein paar Sekunden mehr dauern, bis eine lange Serie geschrieben wird. Obwohl die Kamera einen internen Speicher hat, kann man keine Fotos machen, während sie die Daten auf die Speicherkarte schreibt.
Ergebnis
Wie man sehen kann, es gibt tatsächlich ein paar schöne Bilder von Nilgänsen und Enten in Bewegung. Einige der Bilder musste ich löschen, da entweder mein Objektiv oder die Speicherkarte einfach zu langsam waren. Trotzdem ist es möglich, mit einem Standard-Objektiv richtig gute und detailreiche Fotos von Vögeln in Flug oder in der Bewegung aufzunehmen. Natürlich muss man auch ein bisschen Glück haben. Aber wenn man seine Ausrüstung gut beherrscht, bekommt man tolle Ergebnisse.
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