Es ist Winter bzw. der größte Teil des Winters ist vorbei und langsam gibt es Sonnenaufgängen und Sonnenuntergänge zu angenehmen Uhrzeiten und auch an den Stellen, die ein gutes Bild erlauben. Im Februar gab es ein paar Tage mit einem recht stabilen Hochdruckgebiet und ziemlich trockener Luft. Damit war es recht sicher, dass ein paar schöne Fotos möglich sein werden. Hochdruckgebiet im Winter heißt zwar recht niedrige Temperaturen, aber auch klare Luft, gute Sicht und wunderschöne Farben. Gleichzeitig dazu gab es Vollmond und Monduntergang, der ein paar Fotos möglich machte.
Warum aber keine Sterne? Bei der Wetterlage konnte ich auch Sterne mit bloßem Auge sehen. Außerdem sind im Februar sogar vier Planeten recht gut sichtbar. Trotzdem ist es durch die Lichtverschmutzung in den Städten kaum möglich, Sternenhimmel erfolgreich zu fotografieren. Dazu muss man rausfahren. Am besten in einen Lichtschutzpark, wo es richtig dunkel ist. Deswegen sind Sterne aus meinem fotografischen Vorhaben rausgefallen.
Mein Plan war es, die ganze Bildserie, also vom Monduntergang über den Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang an einem Tag zu fotografieren. Theoretisch wäre es problemlos an nur einem Tag machbar gewesen. In der Praxis haben ungefähr fünf Minuten darüber entschieden, dass der Sonnenuntergang einen Tag warten musste. Ich war einfach zu spät. Auch, wenn der Eindruck täuscht, Sonnenauf- und ‑untergänge dauern in Mitteleuropa nicht lange. Nach zwei Minuten ist das Schauspiel vorbei. So schön es also ist, so schnell ist es dann auch schon vorbei. Da ich diese Farben des Himmels lieben und mich an den Farbverläufen nicht satt sehen kann, sind einige Fotos entstanden. Es gibt sehr intensive und kräftige Farben, es gibt aber auch einen sanften und pastellfarbenen Himmel.
Mit zwei Apps auf meinem Handy (theoretisch würde eine App auch reichen) konnte ich planen, wo und wann es das zu sehen gibt, was ich fotografieren möchte. Da ich von kleinen Hügeln umgeben bin, muss ich das bei den Uhrzeiten berücksichtigen. Es gibt Unterschiede von bis zu 15 Minuten. Entweder muss ich länger warten oder früher dran sein. Das ist immer wieder spannend.
Dann muss die Kamera kurz eingestellt werden. Für Sonne und Mond ist der manuelle Modus die beste Wahl. Es greift kaum eine Automatik ein, die die Belichtung der Farben verändert. In den meisten Fällen kann ich den Autofokus benutzen, was die Sache viel einfacher machen. Ist die Sonne nicht übermäßig hell, kann man sogar den Rand der Sonne mit dem Autofokus (siehe https://fokuszauber.de/sonne-fokussieren/) gut scharf stellen. Hier spielt Erfahrung eine große Rolle, wo man den Autofokus einsetzen kann und wo manuelles Fokussieren notwendig ist. Auch die Belichtung stelle ich immer nach Gefühl ein. Irgendwann kennt man eine Kamera und das Objektiv so gut, dass die Einstellungen schon fast automatisch ausgewählt werden. Ich verändere an der Nikon D850 die Belichtungsmessung so gut wie nie. Für Sonne (aber auch für den Monduntergang) muss meine Lichtwaage immer eine kleine bis mittlere Unterbelichtung haben. Dann ist die Sonne bzw. der Mond korrekt belichtet.
Es gibt jedoch zwei Punkte, auf die man achten sollte. Ganz wichtig ist, dass man durch einen optischen Sucher nie direkt in die Sonne schauen sollte. Das ist genauso, als wenn man direkt in die Sonne schaut und auch das ist nicht wirklich gesund. Beim LiveView oder einem digitalen Sucher sieht es wieder anders aus: hier ist das Bild so weit abgedunkelt, dass den Augen nichts passieren kann. Der andere Punkt ist, dass 46 MP und ganz große Blenden zu Bildfehler führen können. Beugung und Streuung sind viel schneller zu sehen als bei kleineren Auflösungen. Bei 36 MP und einer Blende von 32 oder gar höher war das noch kein Problem. Jetzt sieht man die Bildfehler leider recht deutlich. Abhilfe wäre natürlich ein Graufilter oder die ältere Kamera. Diese extrem hohen Blendenwerte sind mit aktuellen Objektiven nicht zu realisieren. Um mit solcher Ausrüstung die Sonne gut fotografieren zu können, muss man einen sehr niedrigen ISO-Wert wählen, eine extrem kurze Belichtungszeit nutzen (bei mir ist es 1⁄8000 Sek.) und ggf. doch auf den Graufilter zurückgreifen.
In meiner direkten Umgebung gibt es weder einen See, über dem es einen Sonnenuntergang gibt, noch andere aufregende Motive. Für den Sonnenuntergang am Kirchenturm ist Februar der falsche Monat. Was also tun? Hier gibt es viele Strommasten. Diese gilt es kreativ in die Fotos einzubinden und da Sonne ziemlich viel mit Strom zu tun hat, ergeben sich einige Möglichkeiten für gute Bildgestaltung. Und da ist eine persönliche Beziehung zum Thema Stromerzeugung habe, findet sich auf meiner Festplatte doch recht viele Fotos, die etwas damit zu tun haben.
Alle meiner Fotos sind ohne jegliche Filter entstanden. Meistens kann ich es recht gut abschätzen, ob sich der Einsatz eines Filters lohnt oder die natürlichen Farben und Lichtverhältnisse viel besser wirken. Sollte später doch eine kleine Anpassung notwendig sein, greife ich gern auf DxO Photolab und die Filter der NIK Collection zurück. Fast alle Natur‑, Landschafts‑, Tier- und Blumenfotos bearbeite/entwickle ich mit dieser Software. Neben des hervorragenden Entrauschers, sind die optischen Korrekturen und die Farbsimulationen ausgezeichnet und auch einfach in der Bedienung. Diese Tools haben mir schon das eine oder andere Bild gerettet, welches ich auf den ersten Blick direkt löschen wollte.
Herausfordernd bei der Aufnahme und auch bei der Entwicklung der RAW-Dateien waren die Fotos des Monduntergangs mit dem pastellfarbenen Himmel. Das menschliche Gehirn bewertet und betont Farben. Dies tut eine Kamera nicht. Die Farben am Ende so zu entwickeln, wie sie auf mich gewirkt haben, ist eine spannende Aufgabe, die oft viele Versuche braucht. Das Bild darf nicht komplett verfälscht werden und gleichzeitig sollten nicht zu viele Farbfehler oder Artefakte zu sehen sein. Wie heißt es so schön: einfach ist anders. Trotzdem lohnt sich der Aufwand für ein paar wunderschöne Aufnahmen mit fantastischen Farben.
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