Vor ein paar Tagen erschien bei mir die Nachricht, dass Digikam 20 Jahre alt geworden ist. Digikam ist ein Bildverwaltungstool, aber auch ein RAW-Konverter und kann auch mit Video-Dateien umgehen. Ich benutzte das Tool aus etwas mehr als 10 Jahre. Die Geschichte begann unter Linux und ich mochte das Programm direkt.

Später gab es einen Wechsel zu Windows. Es hat nur ganz wenig geruckelt und Digikam wurde immer besser. Ich benutze es trotzdem nur als reine Bildverwaltung. Die für Bildbearbeitung und RAW-Konvertierung arbeite ich mit anderen Tools etwas lieber. Trotzdem kann Digikam enorm viel, vielleicht sogar zu viel.
OpenSource
Es ist ein OpenSource-Tool. Es gibt also keine Kosten, weder für Abo noch für eine Stand-Alone-Version. Das Programm wird von Enthusiasten entwickelt. Normalerweise gibt es zwei neue Versionen im Jahr und früh genug gibt es eine Beta-Version, die so stabil ist, dass man mit ihr gut arbeiten kann.
Geschwindigkeit und Datensicherung
Die Geschwindigkeit ist richtig gut. Mein Archiv beinhaltet heute ca. 130.000 Fotos. Die Verwaltungsdatenbank als SQL-Lite-Datenbank besteht aus nur wenigen Dateien, die sich schnell sichern lassen.

Bei so einer Anzahl von Fotos ist es gut, wenn die Datenbank auf einer SSD-Platte liegt. Die größte Datei ist die Datei mit den Vorschauen der RAW-Fotos. Besonders für diese Datei ist es gut, wenn sie auf einer sehr schnellen Festplatte liegt.
Wer noch etwas mehr Geschwindigkeit benötigt, kann sich einen Umstieg auf eine MySQL-Datenbank (Maria-DB) überlegen. Meine Erfahrungen unter Windows sind jedoch ziemlich frustrierend, was die Installation unter Windows betrifft. Außerdem ist die Sicherung der Daten wesentlich komplexer als das Kopieren von den wenigen Verwaltungsdateien unter SQL-Lite (diese lassen sich mit einem einfachen Skript sichern).
Digikam empfiehlt SQL-Lite nur bis 100.000 Fotos. Meine Sammlung ist jetzt schon größer als die Empfehlung und das, ohne Probleme. Trotzdem sollte ich mir langsam Gedanken machen, wie ich das Archiv zukunftssicher gestalten will. Die Frage ist also, nicht ob, sondern wann ich mich mit dem Thema doch noch mal beschäftigen muss.

Da man bei Digikam den Speicherort für die Datenbank frei festlegen kann, muss man sich keine Gedanken machen, dass man ggf. nicht wieder zurück zu einer Version wechseln kann, die funktioniert. Außerdem gibt es eine Funktion für die Migration der Datenbank. Damit lassen sich alle Informationen von einem Typ zum anderen automatisch übertragen.
Auf jeden Fall bin ich mir sehr sicher, dass ich unter Windows kein MySQL-Server installieren möchte. Sicherlich wäre die beste Art der Datenbankverwaltung. Aber die Installation ist nichts für Menschen, die nur eine zuverlässige Bildverwaltung benötigen. Allein die Tatsache, dass Administratorrechte unter Windows für eine Installation nicht ausreichen und ich ganz tief in der Registry graben muss, sind Gründe dafür, es sein zu lassen.
Ablage und Überwachung der Fotos
Weiterer Vorteil: Die Fotos liegen direkt auf dem Dateisystem und können dort problemlos kopiert, verschoben, umbenannt oder gelöscht werden. Dazu muss man nichts im Programm selbst machen. Somit ist man sehr flexibel, wie die Daten den Weg in die Bildverwaltung finden. Natürlich kann Digikam selbst auch Bilder auf verschiedenen Wegen importieren. Für mich ist es am einfachsten, wenn ich die direkt auf Dateisystem arbeiten kann. Das System kann die gewünschten Ordner entweder nur bei Start prüfen oder ständig Kontrolle über den Zustand des Ordners habe. Dies erkauft man sich natürlich auf Kosten der Geschwindigkeit. Weiterhin kann man wählen, ob immer verfügbare Ordner oder externe Festplatte eingebunden werden sollen. Bei externen Festplatten gibt es dann keine Fehler, wenn die Festplatte ausgeschaltet ist. Das kann jedoch unter Windows ein Problem sein kann, wenn sich die Laufwerksbuchstaben ständig ändern.

Pflege der Metadaten
Ich mag auch die unkomplizierte Pflege der verschiedenen Metadaten. Ob Datum, Beschreibung/Autor oder Geo-Daten – dazu finden sich in Digikam Dialoge, die auch Massendatenverarbeitung erlauben. Dazu kommt die Stichwortverwaltung, die eigenes System erlaubt und die Pflege sehr einfach möglich ist. Und Digikam kann aus den RAW-Dateien sehr viel mehr Daten (vorwiegend technische Daten) auslesen, als die bezahlbaren Tools es tun. Darüber hinaus sind eigenen Vorlagen für verschiedene Metadaten möglich, um noch schneller und einfacher Ordnung in der Bildsammlung zu haben.


Wichtig ist, dass man die Metadaten in einer sog. Sidecar-Datei schreiben lässt und nicht in die Datei selbst. So wird eine kleine Datei mit der Erweiterung *.xmp zusätzlich geschrieben und kann auch von anderen Programmen gelesen werden. In Digikam heißen diese Dateien “Filialdateien”.
Digikam kann zwar auch die Metadaten direkt in die RAW-Bilddatei schreiben, das dauert aber länger und kann dazu führen, dass die Bilddatei zerstört wird.

Außerdem lohnt es sich, das spätere Schreiben der Metadaten zu aktivieren. So ist Digikam schneller: man macht alle seine Änderung und lässt alle Änderungen in einem Schritt speichern. So gewinnt man einiges an Geschwindigkeit. Besonders bei Änderungen an größeren Bildmengen ist das spätere Schreiben der Metadaten ein größer Vorteil.

Weitere Funktionen
Natürlich kann auch Digikam Sternchen, Farbmarkierungen, Gesichtsmarkierung und ‑erkennung (das geht sogar mit Tieren), automatische Erkennung der Bildqualität, verschiedene Exportmöglichkeiten und ca. Tausend andere Sachen. Außerdem kann man dieses Tool mit eigenen Skripten erweitern. Dazu gibt es eine nette Sammlung von “Rezepten”, was alles möglich ist.
Ein kleiner Wermutstropfen
Es gibt eine Kleinigkeit, die man bei der Einrichtung von Digikam beachten muss. Standardmäßig werden nur Dateitypen angezeigt, die entweder sehr verbreitet sind oder eine gut eingebettete Vorschau haben. Leider gehören die Dateien aus Affinity Photo nicht dazu. Trotzdem kann man dem Programm es beibringen, dass es auch diese Dateien zeigt, auch wenn ohne Vorschau.



Fazit
In den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel bei Digikam getan. Das Programm wurde erwachsen und fungiert immer mehr als Werkzeug für alle visuellen Medien und nicht nur für Fotos. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht mehr als 3% der angebotenen Funktionen benutze. Aber diese 3% sind so gut, dass sie alle meine Wünsche an eine schnelle und stabile Bildverwaltung erfüllen. Trotzdem bin ich sehr neugierig, was man sich in den kommenden Jahren alles einfallen lässt.

Update
Beim Schreiben dieses Blogbeitrags dachte ich noch mal darüber nach, auf MySQL (mit MariaDB) umzusteigen. Und das ist tatsächlich recht problemlos gelungen. Man hat einiges dafür getan, dass auch das Sichern der Datenbank einfacher wird und sie an einem gewünschten Ort angelegt werden kann. Die Installation lief recht problemfrei. Auch die Migration der Datenbank war kein Problem. Da man mit einer neuen Datenbank auch die Bildsammlung neu einrichten und einlesen muss, sollte man etwas Zeit einplanen. Aber es ist eine gute Gelegenheit, um zu prüfen, ob man seine Sammlung nicht reorganisieren will. Die neue Datenbank ist in meine Datensicherung eingebunden. Die alte Datenbank bleibt als Backup noch einige Zeit da.
Erst Erfahrungen sind, dass der Zugriff auf die Vorschauen der Bilder tatsächlich deutlich schneller geworden ist. Der Rest wird sich im Laufe der Zeit zeigen, ob sich der Umstieg gelohnt hat.
Vielen Dank für den kurzen und prägnanten Artikel. Das macht mir den Umstieg von Adobes Lightroom Classic zu digikam einfacher – zumindest für die Verwaltung der Bilder.
Danke für die netten Worte! Viel Spaß beim Umstieg!
Hallo Fokuszauber,
auch von mir ein herzliches Dankeschön für Deinen Bericht, da passt alles.
Darf ich an Dich auch eine Frage richten, betreffend:
digikam
onedrive
Speicherot der Fotos
Speicherort der Datenbanken
???