Herbstzeit ist die perfekte Zeit, um Pilze zu fotografieren. Wie fängt man da aber an? Was braucht man? Was muss man tun? In diesem Blogbeitrag gibt es ein paar Antworten auf technische Herausforderungen. Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit der Bildbearbeitung von Pilzen.
Richtige Kleidung ist ein Muss!
Ja, richtige Kleidung ist unabdingbar. Und richtig heißt an der Stelle: wetterfest und mit viel Bewegungsfreiheit. Dazu kommen auch geländetaugliche Schuhe. Pilze stehen nun mal nicht auf einer asphaltierten Straße, sondern im Wald und dazu auch nicht auf den Hauptwegen. Sie verstecken sich unter Blättern, zwischen Bäumen, an feuchten Stellen oder an Orten, die nicht ganz so einfach zu erreichen sind.
Und da wir richtig schöne Fotos machen wollen, muss man sich noch mehr wegen: hinknien, mal hinlegen, rumkrabbeln. Dabei wird man schmutzig. Das muss man einfach wissen, wenn man auf die Suche nach fotogenen Pilzen geht.
Ein kleiner Tipp: Eine Plastiktüte oder ein Müllsack sind sehr hilfreich, wenn der Boden matschig oder nass ist. So bleibt die Kleidung trocken.
Die Ausrüstung
Eine Kamera mit Live erleichtert die Sache und man muss sich nicht immer auf den Boden legen, um das Motiv zu fokussieren. Noch besser ist ein Klappdisplay, und ein Klappdisplay mit Touchbedienung ist der Luxus, der das Fotografieren besonders einfach macht.
Ein Objektiv mit viel Brennweite und einer kleinen Naheinstellgrenze ist ebenfalls hilfreich, da Pilze nicht besonders groß sind. Schöne Nahaufnahmen benötigen eben viel Brennweite. Diese bringt aber nichts, wenn man mind. 3m vom Motiv sein muss. Moderne Objektive haben in den meistens Fällen recht kleine Naheinstellgrenzen. Falls doch nicht, dann helfen entweder Makrozwischenringe oder Vorsatzlinsen.
Hat man eine Vollformatkamera, bei der man das Bildformat umstellen kann, kann man noch etwas mehr Brennweite gewinnen. Der Preis dafür ist etwas weniger Auflösung, das ist aber kein Problem und der Gewinn an Brennweite bringt deutlich mehr als höhere Auflösung. Was heißt es in der Praxis: Nikon Vollformat mit 300mm-Objektiv wird auf das DX-Format (APS‑C mit einem Cropformat von 1,5) ergibt sofort 450mm Brennweite. Es hört sich sehr schön und ist es auch, wenn man weiß, dass es Auswirkungen auf die Belichtungszeit hat.
Wenn ich schon beim Thema Objektiv bin, dann ist ein Bildstabilisator hilfreich. Oder ein Stativ. Warum? Das hat was mit Licht zu tun.
Licht, wenig Licht und die Belichtungszeit
Pilze stehen im Wald und mögen kein helles Licht. Das heißt also, dass man nur wenig Licht beim Fotografieren zur Verfügung hat. Wenn ich kein Stativ dabei habe und nicht Blitzen will, sollte man ein paar Sachen beachten. Wenig Licht bedeutet, dass man lange Belichtungszeiten und/oder hohe ISO-Werte braucht. Beiden hat Nachteile.
Lange Belichtungszeiten führen schnell zur Verwacklungen. Hier sollte man sich gut kennen und wissen, welche Belichtungszeiten man sicher aus der Hand beherrscht. Ich weiss, dass ich ca. 1⁄80 Sek. bei 200mm KB aus der Hand sicher fotografieren kann. Manchmal auch etwas länger, das hängt aber sehr von der Tagesform ab. Habe ich eine richtig schwere Kamera in der Hand, ist die Zeit etwas länger. Eine leichte Kamera verwackele ich früher. Das sollte man in Ruhe austestet – am besten bevor man zu einem Pilz-Shooting aufbricht.
TIPP: Wenn man kein Stativ zur Hand hat, kann man trotzdem die Belichtungszeit etwas verlängern, ohne zu verwackeln. Dazu sollte man sich hinknien, eine stabile Position annehmen und den Arm mit der Kamera mit dem Rest des Körpers verschränken. Gleichzeitig spielt die richtige Atmung auch eine Rolle. Beim Drücken des Auslösers sollte man entweder Ausatmen oder die Luft anhalten. Einatmen bringt den Körper in Bewegung und so auch die Kamera. Diese minimalen Bewegungen führen zur Verwacklung.
Dazu kommt noch, dass lange Brennweiten kurze Belichtungszeiten erfordern. Die Faustformel sagt: maximale Belichtungszeit = 1/Brennweite. Bei 300mm ist es also 1⁄300 Sek. und bei 450mm nur noch 1⁄450 Sek. Das ist wirklich nicht viel und im Wald kaum zu realisieren.
Was ist die Lösung: Der Bildstabilisator kann hier etwas helfen und sorgt für weniger Verwacklungen bei langen Belichtungszeiten. Ich schaffe es tatsächlich, scharfe Foto bei 1⁄80 Sek. und 450mm Brennweite aus der Hand zu machen. Ohne den Bildstabilisator wäre es nichts geworden.
Blende für die Bildgestaltung
Die Einstellung der Blende bestimmt, wie viel Licht an den Sensor kommt. Aber gleichzeitig bestimmt die Blende auch, ob der Hintergrund verschwommen ist oder nicht (im Zusammenspiel mit anderen Faktoren). Da wir den Pilz als Hauptmotiv haben wollen und der Hintergrund eine untergeordnete Rolle spielt, ist eine eher offene Blende zu wählen.
Eine zu kleine Blende ergibt eine geringe Schärfentiefe und das Motiv ist nicht durchgängig scharf. Eine größere Blende sorgt für ein durchgängig scharfes Motiv, gleichzeitig bekommt der Sensor weniger Licht. Und so benötigt man wieder längere Belichtungszeiten.
Vollformatkameras benötigen generell (physikalisch bedingt) größere Blendenwerten, um ein Motiv scharf darzustellen. Kamera mit sehr hohen Auflösungen (größer 24MP) benötigen noch etwas höhere Blendenwerte.
Außerdem ist es so, dass die Bildwirkung bei offener Blende etwas weicher ist. Die optimale Schärfe des Objektivs erreicht man erst, wenn die Blende etwas weiter geschlossen wird.
Ich drehe dann den ISO-Wert hoch…
Hohes ISO hört sich so einfach an und die Hersteller werben mit ISO-Werten von 125.000 oder höher. Soweit die Theorie. In der Praxis sind hohe ISO-Werte schnell mit sehr starken Rauschen verbunden. Die einfache Idee, den ISO-Wert sehr hoch einzustellen, ist doch nicht so gut.
Besonders Farbrauschen trägt dazu bei, dass die Bilder fast unbrauchbar werden. Mithilfe guter Bildbearbeitungsprogramme lässt sich das Rauschen zwar ohne große Qualitätsverluste entfernen, trotzdem sollte man nicht darauf vertrauen, dass hohe ISO-Werte das Problem mit der Dunkelheit im Wald lösen. Man muss auch wissen, dass kleine Sensoren und hohe Auflösung für Rauschen anfällig sind.


Am Ende geht es also darum, eine ausgewogene Mischung aus Brennweite, Belichtungszeit, Blende und dem ISO-Wert zu finden. Ist es sehr dunkel, dann ist es besser das Bild ein wenig unterzubelichten und dann in Rahmen der Bildbearbeitung die Belichtung zu korrigieren (siehe Teil 2 des Beitrags). Auch daher ist es hilfreich, Fotos im RAW-Format aufzunehmen. Man hat deutlich mehr Möglichkeiten für Korrekturen und Anpassungen, da alle Daten aus dem Sensor vorliegen und nichts weggeworfen wurde.
Pilzporträt
Eine Möglichkeit, Pilze beeindruckend zu fotografieren, ist ein Pilzportrait zu machen. Man sollte dazu ein einzeln stehendes Exemplar finden, welches nicht direkt von Gräsern, Ästen und anderen Elementen umgeben ist. Außerdem wäre es gut, wenn sich der Pilz auch farblich vom Hintergrund abheben würde.
Suchbild
Eine andere Variante ist ein Pilzsuchbild. Versteckt sich unser Motiv zwischen Laub und gibt es kaum farbliche Unterschiede, kann ein Suchbild eine nette Idee werden. Das Foto ist Ton in Ton und eine kleine Herausforderung für den Betrachter.
Im zweiten Teil des Beitrags beschäftigen wir uns mit der Bildbearbeitung, wie man die Fotos optimiert und zu einem echten Hingucker macht.
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