Perspektive in Fotos zu korrigieren gehört zu einem der wichtigsten Aufgaben in Rahmen der Bildbearbeitung von Architekturfotos. Stürzende Linie und natürlich gekippte Wände gehören zu den gängigen Problemen, die korrigiert werden müssen.
Was unser Gehirn einfach so korrigieren kann, sieht auf Fotos ernst mal unnatürlich. Trotzdem ist es die Realität. Unser Gehirn kann damit umgehen und den „Fehler“ sind wegdenken. Eine Kamera kann es nicht. Sie zeigt die Realität, wie sie ist (vielleicht mit ein paar zusätzlichen Fehlerchen durch die Optik).
Alle aktuellen Bildbearbeitungsprogramme bieten eine recht gute Perspektivkorrektur an. Die Details dazu gibt es einem anderen Beitrag, was alles damit möglich ist. Heute soll es darum gehen, was besser ist: eine absolut korrekte Perspektivkorrektur oder eine, die ein natürliches Ergebnis liefern. Diese Überlegungen sind unabhängig vom Softwareprodukt.
In den meisten Fällen finde ich eine korrekte Perspektive als die beste Lösung. Diese versagt jedoch, wenn es sich um ein Motiv mit sehr vielen vertikalen Linien handelt (siehe Bild 1). Dieses Foto wurde mit einer Brennweite von 24 mm aufgenommen und ziemlich verzogen. Also muss eine Korrektur durchgeführt werden, damit das Ergebnis diesem Gebäude entspricht, welches ich gesehen habe.

Äußere Linien korrigieren
Im ersten Schritt korrigiere ich die Perspektive anhand der äußeren vertikalen Linien. Diese sahen für mich auch in der Realität gerade. Damit würde ich erwarten, dass das Bild natürlich aussieht. Leider ist das nicht so und das Ergebnis entspricht überhaupt nicht der Realität. Dazu sind die Linien weiter in der Mitte des Bildes nicht mehr vertikal, sondern gekippt. Hier zeigt sich, dass diese Art der Korrektur zu sehr falschen Ergebnisse führen kann. Es gibt jedoch viele Fälle, wo sich auch richtig ist. In meinem Beispiel darf man dieses Gebäude jedoch nicht auf der Grundlage der äußeren Linien korrigieren.
Bild 2: Führungslinien auf äußeren Linien. Bild 3: Wirkung der Korrektur auf äußere Linien.
Wichtige Linien korrigieren
Wenn die Korrektur der äußeren Linien nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat, sollte man die Korrektur der Linien versuchen, die den Blick besonders anziehen und deswegen besonders wichtig sind. Diese Hauptlinien sind dann gerade und die äußeren Linien stürzen ein wenig. Für den Betrachter sieht das Motiv jedoch recht natürlich aus, da der Blickfang korrekt dargestellt ist und nicht überzogen wirkt.
Bild 4: Führungslinien für wichtige Linien. Bild 5: Wirkung der wichtigen Linien.
Korrektur reduzieren für ein natürlicheres Ergebnis
Manchmal (wie in diesem Beispiel) passiert es, dass eine korrekte Perspektivkorrektur immer noch nicht besonders ansprechend wirkt. Es ist alles begradigt, wie es sein soll, und trotzdem sieht es nicht natürlich aus. In diesem Fall hilft nur noch, die Korrektur zu reduzieren. Besonders einfach geht es Programmen, die einen Regler für die Stärke der Korrektur haben. Hier kann man ganz vorsichtig und individuell die Stärke der Korrektur anpassen.

Die Reduzierung der Korrekturstärke führt zwar zu stürzenden Linien (außen ist der Effekt stärker als in der Mitte des Bildes), trotzdem wirkt das Bild harmonischer. Der Vergleich ist unten zu sehen. Zum Vergleich auch mit einem nicht korrigierten Bild.
Bild 7: Originabild ohne Korrektur. Bild 8: Wirkung der Korrektur auf äußere Linien. Bild 9: Ergebnis mit reduzierter Perspektivkorrektur.
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